Neben dem Rölli war früher in Reichenburg das Domino eine weitverbreitete Figur. 1949 besuchte eine stattliche Anzahl von über 36 Dominos den Umzug in Siebnen der Röllizunft, wie ein Foto aus der damaligen Zeit bezeugt. Das Domino stammte aus dem italienischem Commedia dell’arte. Es war neben dem Harlekin, Pierrot und Columbine eines der vier Ursprungsfiguren des venezianischen Karnevals. In einem berühmtem Bild werden sie im Narrenschiff zusammen dargestellt, welche die Gondoliere über den Strom des Lebens antreibt.
Der Name Domino stammte vom lateinischen dominus und bedeutet einfach Herr oder Herrscher. Mit Herr sind auch geistliche Personen wie Priester und Mönche gemeint. So trugen die Kleriker im 16. Jahrhundert in der Winterzeit einen Umhang mit Kapuze, welche den Körper von Kopf bis zu den Knöcheln verhüllte. Der Umhang schützte sie vor Wind und Regen. Damals wie auch heute symbolisierte Seide den Wohlstand. So trägt heute das Domino ein seidenes Kostüm, welches uns an einen edlen Herrn erinnert. Der Träger eines Dominos hat sich daher eher gesittet zu benehmen und läuft meistens mit hinter dem Rücken verschränkten oder in den Hosentaschen versorgten Händen, umher. Sein Schwatz ist kurz, scharf und gleicht einer Moralpredigt. Das Kostüm setzt sich heute aus einer aufrechtstehenden, gestopften Kapuze mit einem Glöckchen, und aus einem Mantel, welcher von der Schulter bis zum Knöchel hängt, zusammen.
Beide Teile sind aus seidenem oder samtenem Stoff angefertigt. Das Kleid sieht man in den Farben: rot, blau, schwarz oder grün. Der Rand der Kapuze und des Umhangs werden mit Kaninchenfellborten eingefasst. Die Motive darauf sind ganz verschieden. So tragen ganz alte Dominos aufgestickte Blumen, Schmetterlinge und Vogelmotive. Heute sind die meist verbreiteten Symbole Blumen und Dominosteine, welche dem Gewand ein bisschen Leben verleihen. Sein Gesicht wird bei uns mit einer bemalten Draht- oder Stoffmaske verdeckt. Mit der robusten Drahtgittermaske können nur einfache Gesichtskonturen geformt werden. Eher weniger verbreitet sind in der March die Wachslarven. Sie haben eine kurze Lebenszeit. Die Maske setzt sich aus einem Gemisch von Baumwollstoff und Wachs zusammen.
Wachsmaske
Drahtlarve
Stofflarve
Wahrscheinlich brachten italienische Mineure und Gastarbeiter die Figur Mitte des 18. Jahrhundert in die Schweiz. Die einst so beliebte und weitverbreitete Fasnachtsfigur wurde leider fast ganz mit dem Aufkommen von Hexen und anderen Figuren im 20. Jahrhundert verdrängt. Eher als Ballfigur schaffte das Domino die Wende zur Stassenfasnacht nicht. Erst in den letzten Jahren liefen wieder vermehrt einige wenige Dominos mit den Röllis und Fosslis in einer Gruppe mit.
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